Neue Möglichkeiten für das autonome Fahren im öffentlichen Verkehr
Straßenverkehr-Fernlenk-Verordnung in Kraft getreten
Forschungsschwerpunkt: Intelligent Transportation Systems and Logistics
Der Fahrer befindet sich gar nicht im Fahrzeug, sondern lenkt aus der Ferne? Klingt vielleicht erstmal ungewöhnlich, bietet aber viele Chancen beispielsweise für das Carsharing, für den öffentlichen Personennahverkehr oder Gütertransport, aber auch für ferngelenkte Taxis. Die heute in Kraft getretene „Straßenverkehr-Fernlenk-Verordnung“ schafft erstmalig einen Rechtsrahmen zum Betrieb von ferngelenkten Kraftfahrzeugen auf öffentlichen Straßen. Nun kann beispielsweise in komplexen Verkehrssituationen eine Person an einem Leitstand die Kontrolle von autonomen Fahrzeugen übernehmen.
Auf dem Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg sind unsere autonomen FZI-Shuttles bereits mit dem TAFBW-Leitstand vernetzt. Wie genau eine Fernassistenz aussieht und worin das Potenzial von Fernbetriebs- oder sogenannten Teleoperation-Konzepten liegt, haben unsere Kollegen Martin Gontscharow und Marc Heinrich heute zum Inkrafttreten der StVFernLV für die Tagesschau und für das ARD-Magazin BRISANT vorgestellt.
Autonome Fahrzeuge werden auch in naher Zukunft immer wieder menschliche Unterstützung benötigen, wenn komplexe Situationen auftreten. In solchen Fällen kann Remote Assistance verwendet werden: aus der Ferne helfen Menschen in Leitstellen dem autonomen Fahrzeug beim weiteren Vorgehen.
Aufsetzen auf langjährige Forschungserfahrung
Bereits 2023 wurde im Rahmen des Forschungsprojekt-Abschlusses von KIGLIS die echtzeitfähige Anbindung von autonomen Fahrzeugen zur entfernten Unterstützung gezeigt. Die Unterstützung von autonomen Fahrzeugen durch einen Leitstand kann in besonderen Fällen nötig sein, um beispielsweise die ständige Verfügbarkeit einer Fahrzeugflotte zu gewährleisten. Für eine geeignete Unterstützung ist jedoch die Übermittlung einer großen Menge von Sensordaten aus dem Fahrzeug sowie gegebenenfalls aus der Infrastruktursensorik nötig. Um dies auch in einer zukünftigen Smart City, mit vielen vernetzten Einheiten und damit hohem Kommunikations-aufkommen zu gewährleisten, hat das FZI in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 4 Millionen Euro geförderten Projekt KIGLIS verschiedene Methoden speziell für das autonome Fahren erforscht und entwickelt. Dazu zählen KI-basierte Kompressionsverfahren für LiDAR- und Kameradaten. Die erforschten Methoden konnten zusammen mit der Netzwerkinfrastruktur der Partner auf dem Testfeld Autonomes Fahren erfolgreich demonstriert werden. Außerdem erforschte das FZI Methoden zur Erkennung von sogenannten Corner Cases, sehr selten auftretende Verkehrssituationen, die eine Remote Assistance benötigen.
Sichere rechtliche Rahmenbedingungen und neue Angebote für Forschungsaufträge
Für uns und unsere Forschungspartner ist das Inkrafttreten der Straßenverkehr-Fernlenk-Verordnung ein wichtiger Zwischenschritt hin zu skalierbarer automatisierter Mobilität und kann helfen, bestehende Angebote zu ergänzen und neue Bedarfe zu decken. Wir können nun im Reallabor, also mitten im normalen Verkehr, neue Mobilitätskonzepte mit lerngelenkten autonomen Verkehrsträgern erproben.
Sprechen Sie uns gerne an rund um Teleoperation, Remote Assistance und Remote Driving und profitieren Sie von unserer Expertise!
Über das Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg
Das Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg ist ein Reallabor für Mobilitätskonzepte, das die Entwicklung zukunftsorientierter Lösungen für Individualverkehr und Öffentlichen Personennahverkehr fördern soll. Firmen und Forschungseinrichtungen können ihre Technologien und Dienstleistungen rund um das vernetzte und automatisierte Fahren erproben – und zwar im Alltagsverkehr. Mit automatisierten Autos, Bussen oder Nutzfahrzeugen wie Straßenreinigung oder Zustelldienste.
Das im Mai 2018 in Betrieb genommene Testfeld umfasst im Unterschied zu anderen Projekten in Deutschland alle Arten von öffentlichen Straßen: Autobahnabschnitte, Landes- und Bundesstraßen, innerstädtische Routen mit Rad-, Fußgänger- und Straßenbahnverkehr ebenso Tempo-30-Zonen, Wohngebiete und Parkhäuser. Die Testfeldstrecken befinden sich zwischen Karlsruhe, Bruchsal und Heilbronn.
Ein besonderer Schwerpunkt des Testfelds Autonomes Fahren Baden-Württemberg ist der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Denn das Land Baden-Württemberg will in den kommenden Jahren im Rahmen einer ÖPNV-Offensive den Bahn- und Busverkehr im Land wesentlich ausbauen. Zu den geplanten Maßnahmen zählt auch die intensive Erprobung von Konzepten mit automatisierten, fahrerlosen Mobilitätsangeboten.
Konzeption, Planung und Ausbau des Testfelds Autonomes Fahren Baden-Württemberg wird umgesetzt von einem Konsortium aus dem FZI Forschungszentrum Informatik, der Stadt Karlsruhe, dem Karlsruher Institut für Technologie, der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, dem Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB, der Hochschule Heilbronn und der Stadt Bruchsal sowie weiteren assoziierten Partnern des Testfelds. Betrieben wird das Testfeld vom Karlsruher Verkehrsverbund.
Das FZI hat die Konsortialführerschaft und bringt Know-How in die Wahrnehmung von Verkehrsteilnehmenden in Kreuzungen, die vernetzte Infrastruktur sowie die IT-Datenhaltung ein. Darüber hinaus werden die bestehenden Forschungsfahrzeuge auch für interessierte Testfeldnutzer als Sensorträger und Forschungsplattform zur Verfügung gestellt. Auch das Thema Datenschutz sowie der gesteckte Rechtsrahmen werden dabei von den Mitarbeitenden des FZI untersucht und berücksichtigt.
