News

16.12.2025

KI gegen Demenz: FZI-Talent erhält Gradmann-Förderpreis

Forschungsschwerpunkt: Applied Artificial Intelligence

Wie kann Technologie Menschen wirklich helfen? Diese Frage hat Florian Mazura angetrieben. Was als Idee für seine Masterarbeit begann, wurde am FZI im Rahmen des Forschungsprojekts Metis Neurotec weiterentwickelt und gemeinsam mit Projektpartnern in die Anwendung überführt. Heute ist daraus ein praxiserprobtes KI-Feature zur datenbasierten Unterstützung medizinischer Entscheidungen in der Demenzversorgung entstanden. Für seine am FZI betreute Masterarbeit „A Medical Decision Support System for Automatic Treatment Plan Generation“ wurde Florian Mazura nun mit dem Gradmann-Förderpreis 2025 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert.

Datenbasierte Behandlungsvorschläge für die ärztliche Entscheidung

Ausgezeichnet wurde eine KI-Anwendung, die medizinisches Fachpersonal bei der Behandlung von Menschen mit Demenz unterstützt, indem sie automatisch Vorschläge für passende Behandlungspläne erstellt. Das System analysiert bekannte medizinische Fälle und leitet daraus ab, welche Behandlung sinnvoll sein könnte. Es schlägt beispielsweise vor,

  • welche therapeutischen Maßnahmen passen könnten
  • wie Risikofaktoren reduziert werden können
  • welche Präventionsschritte empfehlenswert sind.

 

Der große Vorteil: Ärztinnen und Ärzte müssen nicht jedes Mal bei null anfangen, sondern erhalten datenbasierte Vorschläge, die sie anschließend individuell anpassen können.

Florian Mazura stellt klar: „Die KI liefert Vorschläge, doch die ärztliche Expertise bleibt unverzichtbar. Der Behandlungsplan muss immer durch einen Arzt oder eine Ärztin geprüft und angepasst werden.“

Dieses Verständnis spiegelt auch den Ansatz des FZI im Umgang mit Künstlicher Intelligenz wider: Wir entwickeln anwendungsbezogene KI, die Anwender*innen unterstützt. Gerade im Gesundheitsbereich verfolgt das FZI das Ziel, mit digitalen Lösungen und KI-basierten Systemen medizinisches Fachpersonal spürbar zu entlasten, ohne dessen Verantwortung oder Entscheidungshoheit zu ersetzen.

Hohe Praxisrelevanz: KI-Feature aus Metis Neurotec bereits im Einsatz

Die Masterarbeit entstand in enger Zusammenarbeit mit dem FZI im Rahmen des Forschungsprojekts Metis Neurotec, das digitale Lösungen für eine bessere Versorgung von Menschen mit Demenz entwickelt. Besonders bemerkenswert: Florian Mazuras Arbeit wird bereits im Rahmen des Projekts ALLIANZ von medizinischen und therapeutischen Fachkräften an einer Klinik in Reutlingen eingesetzt, sowie das Gesamtsystem in einer abgewandelten Version im Projekt living@home am KIT. Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen wird dabei erprobt, wie pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz in der häuslichen Versorgung entlastet werden können.

Die Jury lobt den hohen Nutzen für die Versorgung. Rainer Lechner, Vorstand der Gradmann-Stiftung, betont den gesellschaftlichen Impact: „Das Thema ‚Digitalisierung und Demenz‘ wird hier konsequent umgesetzt. KI-gestützte Systeme steigern Effizienz und schließen Versorgungslücken.“

Vom Studium zum FZI – und bald zur Promotion

Nach seinem Master in Elektro- und Informationstechnik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) startete Florian Mazura als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Embedded Systems and Sensors Engineering des FZI. Die Auszeichnung motiviert ihn, seine Forschung auf dem Gebiet der medizinischen Informationstechnik weiterzuführen. Seine Promotion zum Thema “User-Centered Digital Infrastructures for Improved Continuity of Outpatient and Home-Based Care” ist in Planung.

Über den Gradmann-Förderpreis

Der Gradmann-Förderpreis wird jährlich von der Erich und Liselotte Gradmann-Stiftung aus Ostfildern für herausragende wissenschaftliche Arbeiten vergeben, die sich mit der Versorgung von Menschen mit Demenz befassen. Die Stiftung engagiert sich seit 1991 im Bereich Pflege und Demenzversorgung.